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Alle Beiträge zum Stichwort » Palästina «

Vor allem aber Gründlichkeit

2/11/2011 - Anna Steiner
02:25 Uhr: Unser Transport ist, wie befürchtet, pünktlich. Muawya, der Taxiunternehmer in meinem Alter, ist zu früher Stunde gnädig, will uns die nächtliche Fahrt so angenehm wie möglich machen und drückt den Knopf zu seiner Lieblingsmusik. Into My Arms von Nick Cave trägt uns förmlich durchs Dunkel der Nacht, das uns die Häuser, in denen die vom Fastenbrechen erschöpften Bewohner Tulkarms längst zur Ruhe gekommen sind, nur umrisshaft erkennen lässt. Während wir Neuankömmlinge hier im äußersten Westen der Westbank letzte Kämpfe mit dem Schlaf ausfechten, erkundigt sich … [weiterlesen]

Footnotes in Gaza

29/10/2011 - Tamara Rennein
Nach seinen bereits 1993 veröffentlichten Einzelcomics und darauf folgenden Graphic-Novels über den Krieg im ehemaligen Jugoslawien kehrt Joe Sacco mit seinem jüngsten Comic thematisch wieder zurück nach Palästina. Während jedoch Palestine, Saccos erster Nahost-Band, einen umfassenden Überblick zu Entstehung und Fortgang des Konflikts bietet, legt der Comiczeichner in Footnotes in Gaza verstärkt Augenmerk auf die unscheinbaren Begebenheiten im Alltag der in Gaza lebenden palästinensischen Bevölkerung. Es sind die im Weltgeschehen als unbedeutend abgetanen Ereignisse der … [weiterlesen]

„Die palästinensische Einheit ist das Wichtigste“

10/6/2011 - Maryam Dagga
intifada: Welche Eindrücke haben Sie von der europäischen Solidaritätsbewegung? Maryam Abu Dagga: Die Menschen in Europa haben sich verändert, ihre Meinung zu Palästina hat sich positiv gewandelt. Früher war die israelische Propaganda überwältigend, die Realität wurde der westlichen Öffentlichkeit vorenthalten. Doch im letzten Krieg und im Angriff auf die Mavi Marmara offenbarten der Imperialismus und der Zionismus ihr wahres Gesicht und das hilft meinem Volk. intifada: Wie sind die Beziehungen der PFLP zur Fatah und Hamas? Maryam Abu Dagga: Ich schlage der Führung der … [weiterlesen]

Palästina, 1936

10/6/2011 - Gabriel Péri
Seit mehr als einem Monat – um das Datum ab dem 15. April zu nennen – ist Palästina im Zustand der offenen Revolte. Demonstrationen und blutige Auseinandersetzungen vervielfachen sich. In den letzten Tagen haben 36 Personen unter der arabischen, der jüdischen Bevölkerung und der englischen Besatzungseinheit den Tod gefunden. Panzer und mit Waffen voll beladene Fahrzeuge wurden zur Verstärkung nach Palästina verschickt. Die Ereignisse verdienen Aufmerksamkeit und es ist unserer Meinung nach notwendig, die falschen Auslegungen, die auftauchen können, zu korrigieren. Manche … [weiterlesen]

Vierzig Jahre Schwarzer September

9/6/2011 - Ali Nasser
Der Schwarze September endete mit dem Abzug der Fedayin aus Amman. Dies war der Auftakt zur sukzessiven Liquidierung der gesamten palästinensischen militärischen Präsenz in Jordanien, die mit dem Massaker in Ajlun im Juli 1971 endgültig vollzogen wurde. Insgesamt schätzt man zwischen 15 000 und 20 000 Opfer. Die politischen, organisatorischen und identitären Auswirkungen dieser ersten militärischen Niederlage wirken bis heute auf die palästinensische Bewegung nach. 1967: Niederlage und Umbruch Die Niederlage der arabischen Regime im Krieg von Juni 1967 war nicht nur eine … [weiterlesen]

Widerstand, trotz alledem

15/2/2011 - Mohammad Aburous
Selbst durch den dünnen Jordan ist seit dem 28. September 2000 viel Wasser hinuntergeflossen. Die palästinensische Intifada kennzeichnete das Ende der Clintonschen Phase des amerikanischen Friedens und den Beginn einer neuen Offensive eines US-Imperialismus, der sich ohne ernst zu nehmenden Gegner auf der Weltkarte sah. Für die Palästinenser/innen bedeutete dies eine neue offene Konfrontation, bei der sie bald nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit standen und somit wehrlos einer zügellosen israelischen Offensive ausgesetzt waren. Die Intifada war die Reaktion der … [weiterlesen]

Sumud 2010

30/1/2011 - Mohammad Aburous
Im Vergleich mit dem Einsatz von Sumud 2009, bei dem gemeinsam mit der lokalen Organisation „Naschet“ (Aktivist) im Lager ein zerstörtes Haus renoviert und als Kulturzentrum eröffnet wurde, hatte die Delegation dieses Jahr eine vielschichtige Aufgabe. Unter dem Motto „Solidarität ist politisch, konstruktiv und kreativ“ hatte die Delegation drei Ziele: politische Treffen mit den palästinensischen und libanesischen Widerstandskräften abzuhalten; die Möblierung des Kulturzentrums fortzusetzen sowie einen Kurzfilmworkshop für Jugendliche aus dem Lager abzuhalten und eine … [weiterlesen]

Widerstand in kleinen Geschichten

30/1/2011 - Anna Steiner
intifada: Sie sind eine in Ägypten lebende libanesische Filmemacherin, die sich mit der Palästina-Frage beschäftigt. Welche Identität ist die Ihre? Arab Loutfi: Ich wurde in eine libanesische Familie in Saida hinein geboren. Heute fühle ich keinen Unterschied, was Identitäten anbelangt: Für mich sind die libanesische, palästinensische und sogar die ägyptische Identität nicht unterschiedlich. Die Palästina-Frage war immer ein integraler Bestandteil und hat mich hinsichtlich der Entwicklung meiner Persönlichkeit und Emotionen beeinflusst. Ich habe immer mit Palästinenser/innen … [weiterlesen]

Wachsender Widerstand

28/8/2010 - Jonas Hofer
Ein kleiner Rückblick: Israel weigert sich Ende 2009, den gründlich recherchierten Goldstone-Bericht anzuerkennen, der Kriegsverbrechen während der „Operation Gegossenes Blei“, der Angriff der israelischen Armee gegen Gaza im Dezember 2008, dokumentiert. Beweise für israelische Kriegsverbrechen bleiben folgenlos. Dann wird bekannt, dass u. a. britische und australische Pässe vom Mossad gefälscht wurden, um in Dubai einen Hamas-Kommandeur zu ermorden. Die schamlos benutzten Staaten weisen Diplomaten aus und vergessen den Vorfall. Im März 2010 erklärt Israel die Ausweitung seiner … [weiterlesen]

Archäologie im Nahost-Konflikt

28/8/2010 - Dieter Reinisch
Die Ausformung des Fachs der wissenschaftlichen Archäologie ging in Europa Hand in Hand mit ihrer Verwendung durch die Politik im 19. Jahrhundert. Wir können zwischen einer nationalen und einer nationalistischen Archäologie unterscheiden. Die nationale Archäologie erforscht ein bestimmtes Land, eine bestimmte Region. Die nationalistische Archäologie hat zusätzlich die politische Intention, die Ergebnisse zum Zwecke des nation-buildings zu verwenden. Im Gegensatz zur nationalen Archäologie geht ihre Arbeit und Intention über die eigentlichen (Staats-)Grenzen hinaus. Bei unserem … [weiterlesen]

Ein-Staaten-Lösung gewinnt an Boden

28/8/2010 - Wilhelm Langthaler
Sowohl hinsichtlich der Zahl als auch der politischen Breite der Teilnehmer/innen kann von einem großen Schritt nach vorne gesprochen werden. Das offensichtliche Scheitern der Zwei-Staaten-Formel, sichtbar durch die ungeschminkte Fortsetzung der zionistischen Landnahme, nimmt dem links angestrichenen Zionismus jede Glaubwürdigkeit. Immer mehr fortschrittliche Jüdinnen und Juden in Israel und in aller Welt freunden sich mit der Perspektive eines demokratischen Staates nicht nur für Juden, sondern auch für die Kolonisierten an. Insgesamt, über den dreitägigen Verlauf der Tagung … [weiterlesen]

„Das Problem ist ein Politisches“

7/3/2010 - Bernhard Kohlmann
intifada: 2006 haben Sie das Freedom Theatre in Jenin gegründet. Was war das Ziel des Projektes? Mer-Khamis: Theater ist für mich eine Werkstatt für Ideen, Debatten, Argumente, Konflikte und kritisches Denken. Es geht darum, seine Identität neu aufzubauen, seine großen Erzählungen neu zu schreiben. Es geht darum, sich selbst als Künstler zu entwerfen, als Mensch, als Nation, als Bewohner eines Gebietes, das durch sieben Jahre permanenter Überfälle, Ausgangssperren und Belagerungen von den Israelis zerstört wurde. Israel war sehr erfolgreich darin, die kulturelle Struktur des … [weiterlesen]

"Das Problem im Nahen Osten ist ein Politisches"

21/12/2009 - Juliano Mer-Khamis
intifada: 2006 haben Sie das Freedom Theatre in Jenin gegründet. Was war das wesentliche Ziel und der Grundgedanke dieses Projektes? Mer-Khamis: Theater ist für mich eine Werkstatt für Ideen, Debatten, Argumente, Konflikte und kritisches Denken. Es geht darum, seine Identität neu aufzubauen, seine großen Erzählungen neu zu schreiben. Es geht darum, sich selbst als Künstler zu entwerfen, als Mensch, als Nation, als Bewohner eines Gebietes, das durch sieben Jahre voll Überfällen, Ausgangssperren und Belagerungen von den Israelis zerstört wurde. Ich denke Israel war sehr … [weiterlesen]

Psychiatrie in Bethlehem, Wahnsinn in Gaza

13/10/2009 - Mohammad Aburous
Der Name Bethlehem hängt in Palästina nicht nur mit dem Geburtsort von Jesus zusammen, sondern auch mit Psychiatrie, denn in dieser Stadt befindet sich das einzige psychiatrische Krankenhaus im Westjordanland. In der Volkssprache wird über einen Psychiatriereifen gesagt: Ab nach Bethlehem! 1. Der Fatah-Kongress Nach Bethlehem pilgerten am 4. August 2260 Delegierte der "Palästinensischen Nationalen Befreiungsbewegung", abgekürzt: FATAH, wo der sechste Kongress ihrer Bewegung tagte. Ein historisches Ereignis, nicht nur wegen der Tatsache, dass der letzte derartige Kongress im Jahre … [weiterlesen]

Umstrittener Waffenstillstand

13/10/2009 - Wilhelm Langthaler
Im Sommer eskalierte der Konflikt zwischen der in Gaza herrschenden Hamas und den militanten Salafiten erstmals in einer Form, die auch vom Westen wahrgenommen wurde. Doch wie lässt sich die blutige Auseinandersetzung erklären? Radikal-Islamisten gegen – ja, wen nun eigentlich? – vielleicht Radikal-Radikal-Islamisten, um in der Methodik der westlichen Medien zu bleiben, die "radikalislamisch" als Prädikat der moralischen Verwerflichkeit benutzen. Tatsächlich, hinsichtlich des Kulturkonservativismus und dessen Erhebung zur Richtschnur islamischen Verhaltens unterscheiden sich Hamas … [weiterlesen]

Schwedischer Antisemitismus?

13/10/2009 - Mohammad Aburous
Die Reaktion der israelischen Regierung auf den schwedischen Zeitungsbericht über Organhandel (1) ähnelt in ihrem karikaturistischen Ausmaß der Reaktion einiger islamischer Länder auf die geschmacklosen dänischen Karikaturen. So eine Reaktion war zu erwarten von einer Besatzungsmacht, die seit Jahren ungestraft für mehrere Kriege und Menschenrechtsverletzungen in der Region verantwortlich ist. Der Antisemitismusvorwurf ist hier eine Farce. Dieser wurde bereits inflationär im Zusammenhang mit der Verurteilung der israelischen Angriffskriege im Libanon und Gazastreifen gebraucht, sowie … [weiterlesen]

Gaza – Tibet

13/10/2009 - Charlotte Malterre
Als der Intercityzug Genf-Zürich in Bern, der Hauptstadt der Schweiz hält, erregen wehende tibetische Fahnen meine Aufmerksamkeit. Als die Fahnenträger in den Zug steigen und an mir vorbei zu ihren Sitzen gehen, schaue ich sie mir genauer an. Wer sind diese Leute, die an einem sonnigen Samstag in dieser ach so neutralen Schweiz für die Freiheit Tibets demonstrieren? Zunächst einmal Tibeter , dann Leute wie Großmütter mit kleinen Fahnen an den Rucksäcken, junge Leute, Familien ... Und dann frage ich mich, warum sich Leute für Tibet engagieren und nicht für Gaza. Natürlich gibt … [weiterlesen]

Zähes Ringen um die Einheit

6/6/2009 - Bernhard Kohlmann
Als die Bolschewiki 1917 das Startsignal für die Weltrevolution gaben, führte dies zwar nicht zum erhofften Umsturz in den Industrieländern, doch die Wirkung dieses Ereignisses war dennoch auf der ganzen Welt spürbar. Mit einem Mal genoss die Idee des Kommunismus als allgemeines Versprechen menschlicher Emanzipation rund um den Globus Bekanntheit und Sympathie. Mit dieser Entstehungsgeschichte waren dem Kommunismus in den kolonialen und halbkolonialen Ländern jedoch zugleich bereits schwere Defizite mit in die Wiege gelegt, was vor allem auch für die arabische Region zutraf. Denn … [weiterlesen]

Das Elend der Palästinenser

5/6/2009 - Peter Melvyn
In seinem Vorwort betont der Generaldirektor der ILO, Juan Somavia, die sich verschlechternde Beschäftigungssituation. Mit der beinahe totalen Abriegelung des Gazastreifens und den weiteren Behinderungen der Bewegungsfreiheit von Menschen und Gütern im Westjordanland und in Ostjerusalem, ist das wirtschaftliche und politische Leben weitgehend zersplittert. Nur eine von drei Personen hat eine Anstellung. Unternehmen schließen oder arbeiten weit unter ihrer Kapazität. Ungefähr die Hälfte der palästinensischen Bevölkerung ist von internationaler Lebensmittelhilfe abhängig. Die … [weiterlesen]

"Angst rechtfertigt nicht die Auslöschung"

5/6/2009 - Avigail Abarbanel, Elisabeth Lindner-Riegler
Vor kurzem konnte ich bei einem von einer australischen pro-palästinensischen Aktivistengruppe organisierten Abendessen Ali Abunimah sprechen hören. Abunimah, ein Autor und Mitbegründer der "Electronic Intifada", tritt für die Ein-Staat-Lösung in Palästina/Israel ein – so wie ich das auch tue. Die einzige gerechte Lösung für den nun schon lange andauernden Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern ist ein demokratischer und säkularer Staat für beide Völker einschließlich des Rechts auf Rückkehr für die palästinensischen Flüchtlinge. Abunimah sieht optimistisch in … [weiterlesen]